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„Wächter“ im All sieht Unwetterschäden

Europäischer Erdbeobachtungssatellit Sentinel zeigt Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen im Weimarer Land

Am Nachmittag und am Abend des 19. Mai tobten in Thüringen heftige Unwetter, wobei das Weimarer Land besonders betroffen stark war. Gegen 17.30 Uhr kam es im Bereich zwischen den Gemeinden Mellingen und Lehnstedt  zu sehr starkem Hagelschlag mit Hagelkörnern in Tischtennisballgröße, vereinzelt auch noch größer, der intensive Schäden an Bauwerken, Fahrzeugen und der Vegetation hinterließ. Dabei wurden Dächer und Autos beschädigt, Bäume wurden teilweise komplett entlaubt und vor allem  im landwirtschaftlichen Bereich kam es auf den Schlägen um Lehnstedt  zu Totalausfällen der Feldfrüchte (vgl. Bild 1). Insgesamt sind in diesem Bereich etwa 1.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche geschädigt.

Abbildung 1: Vegetationsschäden an Raps durch Hagel bei Lehnstädt, im Hintergrund entlaubte  Bäume

Das Thüringer Institut für Nachhaltigkeit und Klimaschutz (ThINK) in Jena nutzt regelmäßig Satellitenbilder für verschiedene Fragestellungen. Vor dem Hintergrund der massiven Vegetationsschäden stellte sich die Frage, ob diese auch in Satellitendaten sichtbar sind.Im Juni 2015 wurde von der Europäischen Weltraumorganisation ESA im Rahmen des Copernikus-Programms der Erdbeobachtungsatellit „Sentinel 2A“ (engl. für „Wächter) gestartet. Die von ihm gelieferten Daten werden von der ESA für jedermann  kostenlos Verfügung gestellt.

Durch den Einatz bestimmter Spektralkanäle mit unterschiedlichen Wellenlängen ist es möglich, die Vitalität der Vegetation zu beurteilen, da beispielsweise grüne, also chlorophyllhaltige Biomasse  im Nahen Infrarot einen deutlich höheren Reflexionsgrad aufweist als im sichtbaren Spektrum. Abbildung 2 zeigt eine Aufnahme des Sentinel-Satelliten vom 17. Mai, also zwei Tage vor dem Hagelereignis. Die intensiven Rottöne zeigen vitale Vegetation. Die Felder mit hellrosa Farbtönen sind mit Raps bestellt, der zu diesem Zeitpunkt blüht und daher im infraroten Kanal weniger stark reflektiert. Die türkisgrünen Felder sind weitgehend vegetationsfrei, meist ist hier Mais gesät, der zu diesem Zeitpunkt erst wenige Zentimeter hoch ist. Im Bereich Lehnstädt/Kleinschwabhausen sind auch einige Wolken sowie deren Schatten zu sehen.

Abbildung 2: Falschfarben-Bild des Satelliten Sentinel 2A zwei Tage vor dem Hagelschlag  (17.Mai, Kanäle 8, 4, 3)

In der Aufnahme vom 27. Mai, also acht Tage nach dem Hagelereignis sind die Schäden zwischen Mellingen  und Lehnstedt anhand der nun eher türkisen Farbtöne deutlich zu erkennen. In diesen Bereichen war der Hagelschlag besonders heftig und die bereits ausgesääten Feldfrüchte wurden komplett zerstört. Die beiden Felder mit grünen Farbtönen wurden breits neu umgebrochen.

Abbildung 3: Falschfarben-Bild des Satelliten Sentinel 2A acht  Tage nach dem Hagelschlag  (27.Mai, Kanäle 8, 4, 3)

Dieses Beispiel zeigt, das die Bilder dieses Satelliten sehr gut für die Dokumentation von Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen durch starken Hagelschlag geeignet sind.

 

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